Mit Bilderbüchern gehen wir mit unseren Kindern auf Reise.
In Welten, die manchmal zauberhaft und fantastisch sind - ein anderes Mal realitätsnah, mit einem Boden, auf dem Tatsachen wachsen.
Welten, in denen es abenteuerlich-wild zugeht und dann wieder wohltuend langsam.
Auf der Reise begegnen uns freche Figuren, sanfte Gestalten, bunte Pflanzen und mutige Tiere - sie zeigen, wofür wir Begeisterung, Kraft und Kreativität brauchen.
Wir treffen auf eine Vielfalt zwischen verschiedenen Figuren und auf die Vielfalt innerhalb einzelner Figuren.
Manchmal werden Farbverläufe und Gefühlsnuancen plötzlich greifbar.
Wir können uns tragen lassen von hellen Farbtönen und wir können die dunklen Seiten des Lebens gemeinsam beleuchten.
Unterwegs sammeln wir Worte und Bilder - für das ganz normale Chaos des Lebens.
Und wenn wir erleben, dass "krumm und schief" sein darf, findet die Seele manchmal in ihre Form zurück.
Existentielle Themen in (Online-) Beratung und Therapie und in Kinderbüchern
Jeder Mensch ist einzigartig und bringt sein eigenes Erleben und Verhalten in eine Therapie mit, seine einzigartige Biografie und seine persönlichen Wünsche und Träume.
Gleichzeitig ähneln sich die Themen der Familien, mit denen ich in meiner (Online-) Praxis für Paarberatung und Paartherapie arbeite. Es sind Themen, die uns alle betreffen. Es geht beispielsweise um Verbindung, um Einsamkeit, um Freiheit, um Verletzungen und Abschied. In Philosophie und Psychologie werden diese Themen als ''existenzielle Themen'' bezeichnet. Manchmal fühlen wir uns mit diesen Themen ganz schön „wackelig“ und müssen erst unseren Weg finden.
Kinderbücher sind ein wunderbares Medium, um über existentielle Themen ins Gespräch zu kommen. Sie können einerseits als Material in der therapeutischen und pädagogischen Arbeit in Praxen, Beratungsstellen, in Kindergärten und Schulen genutzt werden.
Außerdem sind Kinderbücher für viele Eltern eine wertvolle Ressource in ihrem Familienalltag - insbesondere dann, wenn schwierige Themen einen Platz finden wollen.
Was sind psychologische und therapeutische Kinderbücher?
Psychologische Kinderbücher erzählen Geschichten von den Sorgen und Herausforderungen der Kinder. Sie beschäftigen sich mit dem Erleben und Verhalten von Kindern und ihrem Umfeld und rücken seelische Prozesse in den Mittelpunkt. Es geht beispielsweise um Angst und Wut oder um das Vermissen, um den Verlust eines Lieblingsmenschen, streitenden oder getrennte Eltern, um wahrgenommene Missgeschicke und Macken. Dabei tauchen manchmal lustige und merkwürdige Gestalten auf, faszinierende Tiere, schnörkelig-bunte Pflanzen, geheimnisvolle und zauberhafte Wesen. Autor*innen lenken dabei den Blick häufig auf die Ressourcen, die Kinder und ihre Familien gut gebrauchen können, um Herausforderungen zu meistern.
Der Begriff der therapeutischen Kinderbücher wird meist synonym verwendet.
Wenn wir ein Kinderbuch als "therapeutisches Kinderbuch" bezeichnen, können wir uns auf den Rahmen beziehen, in dem das Buch genutzt wird - nämlich in einer Therapie (Psychotherapie von Kindern oder Eltern, in Familienberatungsstellen, in der Paar- oder Familientherapie). Bücher, die gemeinhin als psychologische/ therapeutische Kinderbücher bezeichnet werden, werden von Fachleuten aus den entsprechenden Berufsfeldern entwickelt - beispielweise von Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen. Dabei entstehen die Ideen aus der praktischen Arbeit mit Kindern und Familien. Auch ich entwickele die Geschichten und Figuren in meinen Kinderbüchern aus meiner Arbeit heraus.
"Therapeutisch" bezieht sich meines Erachtens aber vielmehr auf einen möglichen Nutzen eines Buches: wenn Kinderbücher einem kleinen oder großen Menschen dabei helfen, sein seelisches Gleichgewicht aufrecht zu erhalten oder wiederzufinden.
Welches Kinderbuch schlussendlich ein therapeutisches Kinderbuch ist, kann nur jede Leserin und jeder Leser für sich entscheiden - danach, ob es einen "therapeutischen Wert" hat.
Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn ein Buch dabei unterstützt…
- neue Einsichten zu gewinnen,
- Perspektiven zu erproben und neue Ideen zu entwickeln,
- Modelle zu finden, die Orientierung bieten können,
- sich mit den eigenen Gefühlen anzufreunden,
- Entwicklungsschritte in sicherer Umgebung zu gehen,
- lebensgeschichtliche Ereignisse zu integrieren.
Von dieser Sichtweise ausgehend, ist ein Kinderbuch nicht deshalb therapeutisch, weil ein Therapeut oder eine Therapeutin es entwickelt hat oder nutzt - sondern, weil ein Kind (und/ oder ein Elternteil) im oben genannten Sinne davon profitiert.
Der besondere Wert von psychologischen und therapeutischen Kinderbüchern
Kinderbücher können auf wunderbare Weise die Botschaft vermitteln: "Du bist nicht allein damit!"
Diese Botschaft berührt uns im Kern, an unserem Bedürfnis nach Verbindung zu anderen Menschen. Gerade in schwierigen Lebensphasen und Situationen kann es wertvoll sein, zu sehen, dass es anderen Kindern (oder Figuren, Tieren zum Beispiel) ähnlich geht. Dabei ist es nicht allein die Geschichte, die diese Botschaft transportiert. Es ist auch die Person, die mit dem Kind liest und signalisiert: „Ich bin da, ich kriege mit, was dich beschäftigt und dafür gibt es hier einen Platz!“
Psychologische und therapeutische Kinderbücher bieten häufig Hintergrundwissen für Erwachsene an. Einerseits wissen wir immer noch wenig über psychische Prozesse, unsere Neurobiologie, wie die komplexen Zusammenhänge zwischen unserer körperlichen und seelischen Befindlichkeit gesteuert und reguliert werden. Psychologische Konzepte werfen außerdem manchmal in dem Moment, in dem sie eine Frage beantworten, einen Haufen neuer Fragen auf. Je tiefer wir einsteigen, desto deutlicher wird dies häufig. Gleichzeitig wissen wir schon viel darüber, wie wir Menschen im Allgemeinen ticken, was uns verbindet oder voneinander trennt, welche Prozesse durch frühen oder dauerhaften Stress in unserem Gehirn ausgelöst werden und welche Aspekte wir bedenken dürfen, wenn wir uns auf die Suche nach einem Umgang mit den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens begeben. Es gibt Theorie und Forschung, die Richtungen weisen und eine solida Basis bilden können. In meiner Arbeit sind dies insbesondere die Felder der Entwicklungspsychologie, die Psychotherapieforschung, Paarforschung sowie die Bindungstheorie und -forschung. Wir können aus dem, was wir wissen, Haltungen entwickeln, die uns inneren Halt und Klarheit geben können. Mein Anliegen ist es, psychologische Theorie und Forschung zu "übersetzen" und nutzbar zu machen - für Familien.
Wir Erwachsenen denken selten vom Kind aus, wenn wir mit unseren Kindern das Gespräch suchen. Für schwierige Themen fehlen uns manchmal die Worte. Und aus dem Alltag kennen viele Eltern die Situation, dass sie gemeinsam am Tisch sitzen, die Kinder nach ihrem Befinden fragen und diese wenig Lust haben, ausführlich zu antworten. Kinderbücher können dabei helfen, einen Rahmen zu schaffen, um miteinander in Kontakt kommen zu können – durch die Entschleunigung beim gemeinsamen Lesen und Schauen einerseits und durch die vielfältigen Anregungen durch Bild- und Textmaterial andererseits.
Eine Haltung für die gemeinsame Reise
Wenn wir Bücher mit Kindern ansehen, brauchen wir eine Haltung, die von Offenheit und Neugier geprägt ist. Wenngleich psychologische und therapeutische Kinderbücher auf der Basis eines fachlichen Konzeptes entwickelt und bestimmte Inhalte gezielt eingebaut werden, so kann es doch kein vorbestimmtes Ergebnis geben. Vielmehr dürfen wir das gemeinsame Lesen als Einladungen sehen, einander als Subjekte zu begegnen. Als Einladung, gemeinsam auf eine Reise zu gehen, auf der wir einander ein bisschen besser kennenlernen und schauen, was die kleinen Menschen brauchen, um sich mit Herausforderungen nicht allein zu fühlen. Unseren Kindern können wir vermitteln: „Ich bin für dich da, ganz gleich wie es für dich ist und solange dich dieses Thema beschäftigt“. Wenn wir hingegen ein Kinderbuch zum Thema "Trennungsschmerz" beispielsweise mit dem Ziel nutzen, dass ein Kind sich "bereitwillig" von seinen Bezugspersonen verabschiedet oder ein Buch zum Thema „Trennung der Eltern“, mit dem Ziel, dass ein Kind möglichst schnell und „reibungslos“ neue Situationen akzeptiert, bewegen wir uns auf der Ebene, auf der wir ein Kind zum Objekt von Bewertungen und Erwartungen machen. Es sind die feinen Nuancen, die einen Unterschied in der Haltung zum Ausdruck bringen.
Bei der Auswahl der Kinderbücher, die sich für ein Kind und eine Familie eignen, spielen die Interessen und Vorlieben aller beteiligten Personen eine Rolle. Kinderbücher werden, solange die Kinder noch nicht selbst lesen können, von den Erwachsenen begleitet. Als Erwachsene sind wir wichtiger Teil von "Lese- und Anschausituationen". Und damit spielt es auch eine Rolle, ob wir selbst etwas in den gemeinsamen Momenten auf dem Sofa oder in der Leseecke finden – etwas, das uns begeistert und berührt. Es gibt keine Bücher, über die ich sagen würde, dass sie in jedem Bücherregal zu finden sein sollten. Ein Baggerbuch ist nicht mehr oder weniger wert als ein Buch über die Ressourcen unserer Erde oder ein Kinderbuch über die Vielfalt unserer Gefühle. Viel interessanter sind die Fragen: was passt gerade für ein Kind und seine Eltern? Was begeistert? Was berührt?
Eine Übersicht meiner Kinderbücher findest du auf der Unterseite "Kinderbücher".
Bilderbücher, die Kinder und ihre Familien auf ihrem Weg begleiten, finden sich u.a. auch hier:
- Bücher für starke Kinder aus dem Mabuse-Verlag
- Bilderbücher aus dem Carl-Auer Verlag
- Buchreihe "Psychologische Kinderbücher" Hogrefe
- Kinderbücher von "balance buch + medien"
Dies ist das Blog des Halthafens.
Meine Texte ergeben sich aus der Beschäftigung mit psychologischer und systemischer Literatur und Forschung, meinen Erfahrungen in der Paartherapie mit Eltern in meiner Praxis in Darmstadt und der Paarberatung und Paartherapie online sowie aus meinem Leben als Mama von zwei Kindern. Aus meiner Arbeit heraus entwickele ich außerdem psychologische Kinderbücher. Wenn du über neue Texte informiert werden magst, folge mir gerne auf Instagram oder trage dich gern für meinen Newsletter ein.