Im Mobile der Partnerschaft mit dem Wind tanzen - Systemische Paartherapie für Eltern

Stell dir ein Mobile aus verschiedenen Elementen vor, das in einem Baum hängt.

Wenn ein Wind weht, wird das Mobile an einer Stelle in Bewegung versetzt. Diese Bewegung wirkt sich auf die anderen Elemente aus. Und das Mobile balanciert sein Gleichgewicht wieder aus.

In dieser Metapher finden sich drei der Grundannahmen, mit denen ich als systemische Therapeutin in meiner Praxis für Paartherapie in Darmstadt und in der Paartherapie online arbeite:

1. Dinge hängen in komplexer Weise (zirkulär) miteinander zusammen.

2. Alles was wir tun, tun wir aus gutem Grund (um im Gleichgewicht zu bleiben).

3. Veränderungen an einer Stelle sorgen für Veränderung im ganzen System.

Wenn wir zum Beispiel am Abend nach einem großen Streit mit unserem Partner oder unserer Partnerin ratlos auf dem Sofa sitzen (wir sind nicht mehr in unserem Gleichgewicht), dann schicken wir vielleicht unser Kind weg.

Wir wollen durchatmen und Kraft tanken (wir versuchen unser Gleichgewicht wieder herzustellen).

Unser Kind hat aber vielleicht gerade ein Problem, das es nicht alleine lösen kann: es möchte einen Kreis ausschneiden und kriegt es motorisch noch nicht hin. Hier erhofft es sich eine Hilfestellung. Als es bemerkt, dass es keine Hilfe bekommt (aus bindungsdynamischer Sicht eine besondere Situation für das Kind), reagiert es mit Protest durch Weinen und Schlagen.

Das erhöht vielleicht den Stress bei den Erwachsenen und der Streit wird noch lauter und länger weitergeführt.

(Der Streit zu Beginn des Beispiels ist dabei nicht als Ursache für irgendetwas im Sinne der linearen Kausalität zu sehen, sondern ein Zahnrädchen im Gefüge der Zirkularität.)

Oder aber: für das Abendessen wählen wir ein Album aus, das wir gerne hören. Unser Lieblingslied läuft gerade in dem Moment als wir beginnen, uns mit unserer Partnerin oder unserem Partner in einen Streit zu manövrieren. Wir bemerken, dass wir gerade nicht mehr fair bleiben können und entscheiden, das Thema auf den nächsten Morgen zu vertagen. Unser Kind streckt uns eine Schere entgegen, weil es mit dem Kreis beim Ausschneiden nicht klappt. Wir setzen uns gemeinsam an den Tisch und schneiden zusammen einige Kreise aus.

(In diesem Beispiel wirkt der Lieblingssong regulierend. Er unterstützt die Selbstregulation, die wiederum Co-Regulation unterstützt.)

Eines unserer Grundbedürfnisse ist unser Bindungsbedürfnis.

Bei unseren Kindern können wir es beispielsweise beobachten, wenn sie die Arme nach uns ausstrecken, wenn sie aufgeregt oder traurig sind.

Und dieses Bedürfnis geht nicht weg, weil wir älter oder selbstständiger werden. Es bleibt.  Ein Leben lang.

Uns so gestalten wir unser Leben gemeinsam mit anderen Menschen.

Wir leben beispielsweise in Partnerschaften und als Familien zusammen. In unseren "sozialen Systemen".

Wie das Mobile mit seinen Elementen hängen wir sozusagen miteinander im Baum.

Manchmal gefestigt und gleichzeitig beweglich.

Und manchmal in einer Weise, die uns nicht gefällt. Oder nicht guttut. Haltlos und Unbeweglich.

In der Paartherapie geht es darum, als Paar wieder miteinander in Bewegung zu kommen - mit Unterstützung durch eine Paartherapeutin oder einen Paartherapeuten.

Paare können schauen, welches Fundament es gibt. Und welche Rahmenbedingungen es braucht: wo und wie das Mobile hängen könnte, um sich zu bewegen.

Paare dürfen mit der Lupe hinsehen, mit Blick für Details der einzelnen Teile. Und dann wieder zurücktreten, um die Dinge im Großen ganzen einordnen zu können.

Manchmal im Werkzeugkasten nachsehen, was es braucht, um Bruchstellen zu reparieren - oder auch überhaupt erstmal prüfen, ob das möglich ist.

Akzeptieren, dass ungelöste Konflikte zur Partnerschaft dazugehören und bleiben werden.

Und sich um das Klima kümmern.

Damit im Mobile der Partnerschaft wieder mit dem Wind getanzt werden kann.