Was kostet Eltern eine Paartherapie? Über die finanziellen Aspekte von (Online-) Paartherapie und Eheberatung

Viele Eltern ziehen eine Paartherapie in Betracht, wenn sie in ihrer Beziehung Herausforderungen erleben, wie beispielsweise Streit vor den Kindern oder Gefühle der Entfremdung. Häufig fassen Paare dann den letztendlichen Entschluss eine Paartherapie zu beginnen, wenn sie in Sorge sind, dass sich ihre Schwierigkeiten negativ auf die Kinder auswirken könnten.

Paare fragen sich dann: Was müssen oder sollten wir finanziell investieren, wenn wir professionelle Unterstützung nutzen wollen?

Ich möchte euch zu diesem Thema eine grobe Orientierung geben. Die Frage danach, was eine (Online-) Paartherapie für euch kosten wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab – Faktoren, die euch als Paar betreffen und Faktoren, die die Fachperson betreffen, die ihr für euch auswählt. Wenn ihr diesen Artikel gelesen habt, kennt ihr diese Faktoren und könnt in etwa abschätzen, welche Kosten ihr für eure persönliche Situation in etwa einplanen solltet.

Die Kosten für eine Paartherapie werden in den meisten Fällen nicht von den Krankenkassen übernommen. Paarberatung und Paartherapie sind keine Kassenleistungen. Das müssen sie meinem Verständnis nach auch nicht. Denn auch, wenn Eltern- und Liebespaare die Kosten selbst investieren müssen, wäre der „Preis“ höher, den wir auf der Ebene unserer Würde vielleicht zahlen, wenn wir in Defiziten und Krankheitsbegriffen übereinander denken und sprechen.

In Ausnahmefällen werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen, wenn ein/e Partner*in belastet ist und mit einer diagnostizierten „psychischen Störung“ in psychotherapeutischer Behandlung ist. Dann kann der Partner bzw. die Partnerin zu Gesprächen dazukommen. Dies ist dann keine Paartherapie im engeren Sinne, sondern die Partnerschaft wird im Rahmen einer Einzeltherapie in den Fokus gerückt.

Manche Paartherapeut*innen vergleichen die Kosten einer Paartherapie mit den Kosten für eine Hochzeit. Ich spreche auch gerne von einem "Fest für die Liebe", weil eine Hochzeit im besten Fall dies ist und, weil sich nicht alle Paare mit dem Heiraten im engeren Sinne identifizieren können. Nachfolgend möchte ich dennoch von "Hochzeit" schreiben. Nahezu alle Paare haben eine Vorstellung von Hochzeiten. Entweder haben sie bereits ihre eigene Hochzeit geplant und erlebt - oder durften auf der ein oder anderen Hochzeit zu Gast sein. Ihr könnt sicherlich unabhängig davon, wie ihr zum Heiraten steht, diesen Vergleich für euch nutzen.

Eine Hochzeit kann das Gefühl der Verbundenheit eines Paares stärken. Dabei erleben viele Paare gemischte Gefühle: die Tatsache, dass sie Zeit, Energie und Geld in ihre Liebe investieren ist durchaus anstrengend und andererseits erleben Paare ihre Hochzeit oft als bereichernd und schön. Beide Facetten erleben auch viele Paare, die sich für eine (Online-) Paartherapie entscheiden. Detaillierte Angaben zu Preisen und Gesamtbudget einer Paartherapie sind schwer möglich und wenig professionell. Gleichzeitig möchte ich eine grobe Einschätzung vorwegnehmen: Die Gesamtinvestition für eine (Online-) Paartherapie liegt meist irgendwo zwischen etwa 800 und 3500 Euro.

Ich möchte einen wichtigen Punkt vorwegnehmen: Zunächst einmal sollten Paare für sich prüfen, was sie im Rahmen einer Paartherapie gemeinsam erreichen wollen. Eine Klärung dieser Frage geschieht einerseits zu Beginn jeder seriösen Paartherapie. Andererseits dürfen Paare sich diese Frage bereits vor einem ersten Termin stellen - um Klarheit darüber zu erlangen, ob ihnen mögliche Ergebnisse eine Investition von Zeit und Geld wert wären.

Eltern können im Rahmen einer Paartherapie beispielsweise an folgenden Zielen arbeiten:

• Streit im Familienalltag reduzieren: In jeder Partnerschaft gibt es Konflikte, die sich auch auf die Elternrolle auswirken können. (Online-) Paartherapie bietet einen sicheren Raum, um Konflikte zu identifizieren und konstruktive Wege zu finden, diese zu bewältigen. Gerade auch im Sinne der Kinder möchten viele Eltern einen Umgang mit Konflikten finden, der die Familie stärkt, statt sie zu belasten.
• Stress familiengerecht managen: Im Alltag einer Familie ergeben sich meist mehr Aufgaben und Herausforderungen, als zwei Menschen tragen können. Überforderung kann die Beziehung belasten. Durch die Unterstützung eines Paartherapeuten bzw. einer Paartherapeutin können Eltern Wege finden, um mit dem Stress umzugehen und ihre Beziehung zu entlasten. Dies kann auch eine Rolle spielen, wenn wir bedenken, dass sich Stress der Eltern auf die Kinder auswirken und ihre Entwicklung gefährden kann.
• Aufgabenverteilung verhandeln: Eine Paartherapie kann helfen, Verantwortlichkeiten innerhalb der Partnerschaft und der Familie zu klären, was zu einem besseren Verständnis und einer verbesserten Zusammenarbeit führt. Dabei sollte es aus meiner Sicht darum gehen, Aufgaben in einer Weise zu verteilen, die den Bedürfnissen und Stärken beider Elternteile entspricht.
• Stärkung der Bindung als Paar und als Familie: Eine glückliche Partnerschaft braucht einen Gegenpol zur Hektik des Familienalltags. Ein Gegenpol aus Wertschätzung und Verbindung. Eine starke Beziehung zwischen den Eltern wirkt sich wiederum positiv auf die Bindung zu den Kindern aus und schafft eine stabile Umgebung, die für die Entwicklung der Kinder förderlich ist.
• Die schönen Momente im Leben als Paar ausdehnen: im Rahmen einer Paartherapie können Eltern erarbeiten, wie sie den Begeisterungen, die sie teilen, wieder mehr Platz einräumen können. Solche Begeisterungen können beispielsweise ein ähnlicher Musikgeschmack, Sehnsucht nach der Natur, Freude an Bewegung, Interesse an neuen Ideen für die eigene Sexualität oder der Wunsch nach intensiven Gesprächen sein.

Nachfolgend möchte ich nun weitere Informationen anbieten, die eine Einschätzung zu den Kosten einer (Online-) Paartherapie ermöglichen.

Eine Paartherapie kostet umso mehr, je mehr Termine sie umfasst. Ich persönlich arbeite so, dass Paare nach jedem Termin entscheiden, ob sie einen Folgetermin wünschen - oder nicht. Die meisten Paare kommen zunächst für 3-5 Termine in meine (Online-) Praxis. Einige Paare melden sich dann bei Bedarf punktuell zu einem späteren Zeitpunkt wieder, um noch einmal einen Termin zu vereinbaren (zum Beispiel um die erarbeiteten Wege zu erinnern und „aufzufrischen“). Manche Paare nutzen eher 6-8 oder auch 10 Termine. Paare, die sich wegen einer klar umrissenen Frage melden (wie zum Beispiel der Frage: "Zweites Kind - ja oder nein?") brauchen oft nur einen Termin, um mit den neu gewonnenen Erkenntnissen alleine weitergehen zu können. Außerdem arbeite ich mit Paaren weniger an den Inhalten (also z.B. an den konkreten Themen von Streit), sondern eher am Umgang mit Stress und Konflikten. Dadurch können Paare schließlich einen für sich stimmigen Umgang mit Konflikten finden - unabhängig davon, um welches Thema es im Einzelfall geht.

In Bezug auf die Anzahl der Termine unterscheidet sich der Ansatz verschiedener Paartherapeut*innen durchaus voneinander. Es gibt Kolleg*innen, die betonen, dass Paartherapien meistens dann hilfreich für Paare sind, wenn es sich Zeit nimmt und sich mit seinen Themen grundlegend auseinandersetzt. Sie erarbeiten mit den Klient*innen einen klar definierten Therapieplan und planen eine bestimmte Anzahl von Terminen (z.B. 7 oder 8) fest ein. Beide Herangehensweisen haben jeweils ihre Stärken und es kommt auf die Passung zwischen dem Paar, der Fachperson und der Arbeitsweise der Fachperson an.

Jeder einzelne Termin im Rahmen einer Paartherapie bedeutet eine Investition für die Möglichkeit, Themen unter die Lupe zu nehmen kann, die dem Paar am Herzen liegen.

Die Ausbildungsqualität der Fachperson spielt ebenso eine Rolle für die Kosten einer Paartherapie. Für die eigene Hochzeit könnte eine liebe Freundin des Bräutigams eine Playlist für den Abend zusammenstellen - oder aber ein D.J. legt Musik auf und passt die Auswahl der Stücke an die Stimmung an.

Ich habe Psychologie studiert und ich bin ausgebildet in Systemischer Einzel-, Paar- und Familientherapie. In regelmäßiger Weiterbildung beschäftige ich mich mit der Entwicklung von Kindern, Paar-Bindung und Eltern-Kind-Bindung, sowie besonderen Belastungen von Eltern (auch Trauma). Eine ähnlich umfangreiche Aus- und Weiterbildung findet sich bei vielen Kollegen und Kolleginnen – wobei eben jede Fachperson ihre eigenen Schwerpunkte setzt.

Umfangreiche Weiterbildung über viele Jahre hinweg ist etwas, was sich im Stundensatz der Fachpersonen wiederspiegelt.

Wichtig finde ich hier: Eine solide Ausbildung von Paartherapeut*innen ist eine gute Basis für eine Therapie. Gleichzeitig sollten Paare immer nach der persönlichen Passung schauen und sich die Frage stellen: fühlen wir beide uns mit dieser Person wohl? Denn die eigene Persönlichkeit bringen alle Therapeut*innen in die Termine mit und manchmal passt es wunderbar – und manchmal eben nicht.

Eltern haben ein Recht auf Hilfe durch kostenfreie Beratung in einer Familienberatungsstelle (nach SGB VIII). Die Beratungsstellen sind auf die Beratung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern besonders eingestellt. Auch die Unterstützung der Familien bei Trennung und Scheidung ist ein wichtiger Schwerpunkt. Wenn Elternpaare Fragen zur Entwicklung der Kinder haben, können sie schauen, welche Beratungsstelle sich in ihrer Nähe befindet. Infos finden sich auf der Website der bke (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung).

Paare, die einen Blick auf ihre Beziehung werfen wollen und bereit sind, etwas zu wagen, finden meiner Erfahrung nach Wege, um die finanziellen Aufwände zu bewältigen.

Heutzutage und in Online-Praxen nutzen viele Paartherapeut*innen die digitalen Möglichkeiten - um sich auf die Bedürfnisse von Familien einzustellen und auch, um die Kosten für Paare geringer zu halten. Ich selbst arbeite gerade an einem Lern- und Liebesfilm für Paare mit Kindern, der auf fachlich-fundierte und fantasievolle Weise paarpsychologische Inhalte vermittelt.

Unter bestimmten Voraussetzungen rate ich Eltern von einer Paartherapie ab. Wenn Partner*innen nicht mehr daran glauben, dass sie zueinander finden können - oder wenn sie es nicht mehr wollen. Oder wenn Eltern Schicksalsschläge zu bewältigen versuchen, die alle Ressourcen binden. Dann ist es manchmal (noch) nicht der richtige Zeitpunkt. 

Andererseits kann sich eine Investition in eine (Online-) Paartherapie lohnen – für Paare, die einer tragfähigen Liebesbeziehung einen hohen persönlichen Wert beimessen und Zeit und Energie investieren wollen. Eine Paartherapie kann sich für Paare lohnen, die die Verantwortung für das Klima in ihrer Beziehung übernehmen und sich aktiv damit auseinandersetzen wollen, welches Weise des Miteinanders sie ihren Kindern vorleben wollen.

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