Die Liebe als Moderatorin - Kinderrechte, Frauenrechte und Väterrechte in der (Online-) Paartherapie

Häufiges Streiten und die Sorge, dass der Streit den Kindern schaden könnten, gehören zu den häufigsten Gründen, warum Paare in meiner Praxis für (Online-) Paartherapie anmelden. Eltern wollen den Kindern ein Klima anbieten, in dem sie zufrieden (auf-) wachsen können.

 

Wenn Paare vor Herausforderungen stehen, dabei verunsichert sind und nach neuen Möglichkeiten im Umgang miteinander ringen - z.B. weil sie häufig streiten - dann erleben sie ihre Situation alles andere als angenehm. Hauptsächlich bedeutet das für viele Paare großen Kummer (siehe auch mein Artikel: Vor, während und nach dem Streit - warum Kommunikationsstrategien alleine nicht helfen, wenn Paare weniger streiten wollen).

 

Und gleichzeitig kann aus meiner Sicht hinter dem Streiten und dem Ringen etwas sehr wertvolles und existenzielles stecken. Viele Mamas und Papas kämpfen für dasselbe Ziel: sie wollen würdevoll mit ihren Lieblingsmenschen umgehen und selbst würdevoll behandelt werden. Und der Weg dorthin ist eben manchmal holprig - gerade wenn man selbst kaum Vorbilder hatte, die gezeigt haben, wie das gehen kann. 

 

In Beziehungen geht es um unsere Würde, um Persönlichkeitsrechte - oft geht es um Kinderrechte: es geht um die Rechte unserer eigenen Kinder und die Rechte der Kinder, die wir selber einmal waren. 

Was bedeutet das, wenn wir uns für die Rechte der Kinder einsetzen, die wir selbst einmal waren?

Wenn wir beispielsweise als Kinder sehr doll bedrängt und dauerhaft in unserer Autonomie eingeschränkt wurden, setzen wir uns womöglich in unseren Liebesbeziehungen mehr für uns selbst ein - als für die Beziehung. 

Oder wenn ein Elternteil für uns wenig präsent war, kämpfen wir vielleicht in unserer Liebesbeziehung ausdauernd um die Erfüllung unseres Bedürfnisses nach Nähe (In diesem Artikel schreibe ich über unser Grundbedürfnis nach Verbindung: "Ela, Elmo und die Zaubermomente - Ein psychologisches Kinderbuch über Bindung und das Gefühl, einen Menschen zu vermissen").

Manchmal macht es Sinn, sich diese "Angelegenheiten" genauer anzuschauen, um einen erwachsenen Umgang mit ihnen zu finden. 

So oder so: Dies als Kraft zu sehen und daraus Schwung für die Partnerschaft zu nehmen, ist das Anliegen meiner Paartherapie (online genauso wie in Darmstadt), die die Kinder im Blick hat.

 

Politik in Liebesbeziehung und Familienleben

Im Familienalltag geht es auch um Frauen- und Väterrechte. Familienalltag ist politisch. 

Im Alltag, in den Räumen, in denen unser Leben stattfindet, verhandeln Männer und Frauen (unabhängig davon, welche Beziehungsform ein Paar lebt) politische Themen. Wer macht was? Wer steckt wann zurück? Wo kann sich ein Mensch als Einzelperson verwirklichen? Wie kann Gleichberechtigung gelebt werden, die nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird?

Und dabei bewegen wir uns häufig in einem Spannungsfeld, in dem vielleicht durchaus "alles" möglich ist, aber eben nicht unbedingt alles gleichzeitig. 

Eine starke Moderatorin für Verhandlungen ist: die Liebe. 

Und damit meine ich keine Gefühle von Verliebtsein oder von allumfassender Begeisterung für einen Menschen. Sondern die Entscheidung, die Würde dieses Menschens zu achten, ihn oder sie im Kern der eigenen Persönlichkeit zu respektieren (siehe auch mein Artikel: Warum dich die Klamottenwahl deines Partners oder deiner Partnerin nichts angeht - Verletzungen, Würde und Integrität in Liebesbeziehungen).

 

Wenn dies spürbar ist, laufen Verhandlungen viel besser - und es lassen sich Mauern einreißen, die immer noch stehen, vor allem für Frauen. Und auch für Väter.  

 

Geschichten, Wünsche und Gefühle teilen

Letztendlich geht es darum, Geschichten zu teilen. Es geht darum, eigene Vorstellungen und Wünsche zu teilen. Und auch Gefühle: die eigene Begeisterung und Freude genauso wie Sorgen und Ängste. Wenn ich weiß, was einen Menschen dazu bringt, dies oder jenes einzufordern, dann kann ich nachvollziehen und verstehen. Echter Kontakt ist die Voraussetzung für das Arbeiten in eine Richtung.

 

Die familien- und entwicklungspsychologische Forschung sagt: Ein wärmendes
Familienklima ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Zufriedenheit der Eltern einerseits und eine gesunde Entwicklung der Kinder andererseits .

Und Wärme entsteht, indem wir eine entspannte Zeit miteinander haben, füreinander da sind, einander in den Arm nehmen. Aber auch: durch die offene Auseinandersetzung mit den Wünschen und Bedürfnissen aller Familienmitglieder, was natürlicherweise auch Reibung erzeugen kann.

 

Und glücklicherweise ist es gar nicht notwendig, für Dauerharmonie zu sorgen oder Konflikte zu vermeiden - denn als Menschen sind wir in der Lage, Risse in Beziehungen (die im Zusammenleben entstehen) zu reparieren (siehe auch meine Artikel: „Das Seelenauto hat einen Freund“ – verbale Verletzungen in Partnerschaft und Familie verstehen und abfedern und

"Wie sage ich, was ich fühle, wenn es dafür kein Wort gibt?" - Tipps für Eltern- und Liebespaare, die die psychologische Wirkung von Musik nutzen wollen).

 


Wer schreibt hier?

 

 

 

Dies ist das Blog des Halthafens von Julia Schneider, Psychologin und Mutter von zwei Kindern.

 

 

Meine Texte ergeben sich aus der Beschäftigung mit psychologischer und systemischer Literatur und Forschung, meinen Erfahrungen in der Paartherapie mit Eltern in meiner Praxis in Darmstadt und der Paarberatung und Paartherapie online sowie aus meinem Leben als Mama von zwei Kindern. Aus meiner Arbeit heraus entwickele ich außerdem psychologische Kinderbücher. Wenn du über neue Texte informiert werden magst, folge mir gerne auf Instagram oder trage dich gern für meinen Newsletter ein