
Als bindungsorientierte Paartherapeutin (online und Darmstadt) habe ich viele Paare begleitet, die mit einem gemeinsamen Problem kämpfen: Sie fühlen sich emotional voneinander entfernt. Obwohl sie wissen, dass etwas fehlt, können sie manchmal nicht genau benennen, was es ist.
Was sie vermissen, ist die tiefere Verbindung, die ein grundlegendes Bedürfnis für uns alle ist. Doch in unserer Gesellschaft wird emotionale Nähe häufig als problematisch betrachtet.
Warum ist das so? Und warum ist es gerade in einer Partnerschaft so wichtig, mit dem Herzen verbunden zu sein? Wann beginnen wir eigentlich zu glauben, dass wir emotionale Nähe zu unseren Lieblingsmenschen nicht brauchen, obwohl sie eine der wichtigsten Grundlagen für ein lebendiges und glückliches Leben ist?
Ein Blick auf meine eigenen Erfahrungen als Mutter
Ich erinnere mich noch gut an die Jahre, als meine Kinder klein waren. Bei jedem Arztbesuch hörte ich ähnliche Worte: „Ihr Kind ist aber ganz schön anhänglich“ oder „Vielleicht sollten Sie nicht so stark auf Ihre Kinder eingehen, das könnte später Probleme verursachen.“
Fachleute aus dem Gesundheits- und Bildungsbereich problematisieren, was natürlich und gesund ist: dass Kinder Nähe brauchen und suchen – vor allem in ungewohnten oder
unangenehmen Situationen. Dass Kinder Nähe suchen steuern sie nicht bewusst selbst - ihr Bindungssystem ist dafür zuständig (das Thema “Bindung” ist aus meiner Sicht so wichtig, dass
ich dazu ein eigenes psychologisches Kinderbuch entwickelt habe: "Ela,
Elmo und die Zaubermomente").
Ich erlebte selbst aus der Perspektive als Mutter, was ich von mir selbst kannte – und was sich über die Jahre kaum verändert hat: Wie schnell das natürliche Bedürfnis nach Nähe als „falsch“, „zu
viel“ oder „unabhängigkeitshemmend“ abgestempelt wird – und das bereits bei Babys und Kleinkindern.
Und auch ältere Kinder sind betroffen. Bei der Schuleingangsuntersuchung, bei Hürden im Schulalltag, bei Durststrecken mit dem Hobby, auf der ersten Klassenfahrt oder wenn es Schwierigkeiten in
Freundschaften gibt, hören Kinder: „Du bist alt genug! Das kannst du allein!“
Wenn Kinder aufgrund ihres Suchens nach Nähe dauerhaft Ablehnung oder Abwertungen erfahren, können solche Erfahrungen in ihnen verankert werden – und sich später in ihren Beziehungen widerspiegeln.
Gesellschaftliche Prägungen
Was als „normal“ oder „wünschenswert“ gilt, ist häufig ein Produkt gesellschaftlicher Vorstellungen und nicht immer im Einklang mit den Bedürfnissen von Kindern und Erwachsenen.
Die Vorstellung von „Selbstständigkeit“, „Unabhängigkeit“ oder „Stärke“, die so oft als Maßstab für Entwicklung und Erziehung gilt, hat tiefe historische Wurzeln. Sie lässt sich bis zu alten preußischen Erziehungsideologien zurückverfolgen, die auf Gehorsam und Disziplin setzten, ebenso wie auf die Ideologien, die während der Zeit des Nationalsozialismus das Bild des „starken, unabhängigen“ Individuums prägten. Auch wenn diese Normen heute subtiler sind, wirken sie immer noch in den Erwartungen und Normen der Gesellschaft – und lassen wenig Raum für die tatsächlichen Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen.
Wenn wir über Erwachsene sprechen, die Kinder in ihrem natürlichen Bedürfnis nach Nähe abwerten, dürfen wir auch versuchen, die oft unbewusste Verletzung hinter diesem Verhalten
zu sehen. Viele dieser Erwachsenen mussten in ihrer eigenen Kindheit ihre Nähebedürfnisse unterdrücken, weil sie nicht die Unterstützung und Geborgenheit erhielten, die sie brauchten. Sie selbst
wurden dafür kritisiert, zu anhänglich oder „zu schwach“ zu sein, und haben so gelernt, ihre Gefühle zu verbergen und sich selbst zu schützen.
Wenn sie nun ein Kind sehen, das nach Nähe sucht – und diese bekommt – kann dies eine Herausforderung sein. Ihre Unruhe und Abwertungen sind Ausdruck eigener Erfahrung.
Sichere Bindung ist wichtig – auch für Erwachsene
Glücklicherweise zeigen uns Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung, dass es völlig normal und gesund ist, Nähe zu suchen – und dass genau dies eine gesunde Entwicklung fördert, in jedem Alter, insbesondere jedoch in der Kindheit, in der wir noch stark von anderen abhängig sind. Junge Eltern wissen über diese Erkenntnisse inzwischen Bescheid und wollen es anders machen – und das ist wunderbar.
Wir sind von Natur aus darauf angelegt, in haltgebenden Beziehungen eingebettet zu sein, von Anfang unseres Lebens bis zum Ende. Doch die tief verinnerlichten Überzeugungen und
Ängste aus der eigenen Kindheit und Jugend tragen wir in unsere Liebesbeziehungen. Wir haben Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen, weil wir befürchten,
unser Partner oder unsere Partnerin zu überfordern oder als „zu anhänglich“ wahrgenommen und zurückgewiesen zu werden. Oder wir verbergen unsere Bedürfnisse und Gefühle so lange wie möglich, bis
uns schließlich der Kragen platzt. All das kann es erschweren, eine tiefe Verbindung herzustellen.
(Online-) Paartherapie – Nähe als Schlüssel zu erfüllenden Beziehungen
In der (Online-) Paartherapie arbeite ich mit meinen Klientinnen daran, eigene Erfahrungen bewusst zu machen und diese zu nutzen, um Streit und Schweigen abzubauen und stattdessen in Verbindung zu kommen. Der Schlüssel ist, Vertrauen wieder aufzubauen und die Angst vor emotionaler Nähe abzubauen. Nähe ist keine Schwäche, sondern eine essentielle Grundlage für eine stabile Beziehung. Wie ein Kind, das die Nähe der Eltern braucht, um sich sicher zu fühlen und in sein Leben fallen zu lassen, brauchen auch Erwachsene die Nähe und Unterstützung der Partnerinnen, um gelassen durch das Meer des Lebens segeln zu können.
Ich möchte Paare dazu ermutigen, anzuerkennen, dass Nähe die Grundlage für Vertrauen und eine sichere Bindung bildet – und ein wesentlicher Bestandteil der Magie der Liebe ist. Wenn du Schwierigkeiten hast, Nähe in deiner Beziehung zuzulassen oder dich oft als „zu anhänglich“ empfindest, erinnere dich daran: Auch Erwachsene dürfen Unterstützung suchen und einen neuen Weg beschreiten. Es ist nie zu spät, sich zu erlauben, wirklich verbunden zu sein.
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Bindungsorientierte Paartherapie online und Paartherapie in Darmstadt für Paare mit Kindern
Ich bin Julia Schneider und begleite als Psychologin und Paartherapeutin Eltern auf ihrem Weg in eine haltgebende Beziehung. Mein Ansatz verbindet (Online-) Paartherapie mit einem besonderen Blick auf die kindliche Entwicklung: Kinder lernen bei jedem Schritt der Eltern, wie Liebe gelingt – ohne an den Terminen teilzunehmen und ohne von Erwachsenenthemen überfordert zu werden. Ich zeige Eltern, wie das geht.
Wenn ihr nach „Paartherapie in der Nähe“ oder einer flexiblen Online-Paartherapie sucht, seid ihr bei mir richtig. Meine Praxis für Paartherapie in Darmstadt ist digitalisiert, und ich begleite Paare deutschlandweit.
Basierend auf meinen Erfahrungen als Psychologin und Mama von zwei Kindern entwickle ich psychologische Kinderbücher, die Familien stärken können. Denn im Land der Fantasie wachsen wir über uns hinaus.