Von dunklen Räuberhöhlen, leuchtenden Zauberkugeln und süßen Marmeladenkleksen: Wie in einer paartherapeutisches Praxis für Eltern Kinderbücher entstehen

Herausforderungen von Liebespaaren, die Kinder haben

Wir alle wünschen uns, gemeinsam mit uns vertrauten Menschen durch die Wellen des Lebens zu segeln und immer wieder "Sonnenmomente" miteinander sammeln zu können. Für viele Menschen ist insbesondere eine stabile, glückliche Partnerschaft das, was sie mit persönlichem Lebensglück verbinden - auch als Basis für die Familie mit kleinen und großen Kindern.

 

Eine lebendige Partnerschaft zu gestalten, ist nach der ersten Welle des Glücks auch eine Herausforderung. Wie könnte es anders sein? Schließlich unterscheiden wir uns als Menschen voneinander, auch in den Erwartungen, die wir aneinander haben. Beispielsweise haben nicht alle Elternpaare übereinstimmende Vorstellungen darüber, wie das Familienleben mit den Kindern gestaltet werden sollte. Auch die Unterschiede in unseren Bedürfnissen nach Nähe und Distanz zeigen sich häufig deutlicher, wenn Liebespaare Eltern werden. Wo der eine Mensch sich beispielsweise nach einem anstrengenden Tag mit den Kindern und dem Job nichts sehnlicher als eine Umarmung wünscht, spürt der andere Mensch einen Knoten in der Brust, wenn er am Abend nicht "mal ganz alleine für sich" durchatmen kann.

 

Eine Balance zwischen Nähe und Freiräumen zu finden, ist eine dauerhafte Aufgabe für Paare. Für Paare mit Kindern kann es zu einer besonderen Herausforderung werden, sich immer wieder nah zu kommen. Wenn die Ressourcen erschöpft sind, erleben viele Eltern einen Zustand, der von dauerhafter Müdigkeit und Verzweiflung geprägt ist.

 

Wenn wir aus der Erschöpfung und der Müdigkeit nicht mehr herauskommen, können wir die Beziehungen zu unseren Familienmitgliedern nicht mehr gestalten. Eine erschöpfte Mama oder ein erschöpfter Papa kümmert sich nicht um die Qualität der Beziehung, sondern versucht zu überleben.

Unsere Kinder erleben unsere Wellengänge mit - und wollen vor allzu großen Belastungen beschützt werden.

Manchmal geht es zunächst einmal darum, zu schauen, wo Eltern Entlastung finden können. Alles, was Elternpaare entlastet, kann auch die Kinder entlasten.

 

Die Paare, die zu mir in die paartherapeutische Praxis kommen, spüren, dass es zu wenige Schultern sind, auf die sich die Last des Familienalltags verteilt. Sie spüren auch, dass es irgendwie anders gehen kann. Sie haben eine Idee davon, dass es sich lohnt, wieder Gestalter*innen der Partnerschaft - und des eigenen Lebens überhaupt - zu werden, statt auf bessere Zeiten zu hoffen.

Und das ist gerade die Chance moderner Paare: sich von Vielzahl und Vielgestaltigkeit der Möglichkeiten nicht erschrecken zu lassen, sondern diese so zu nutzen, dass eine Familie ihr Potential entfalten kann.

 

Warum ich psychologische Kinderbücher schreibe

Zu den Möglichkeiten von Eltern- und Liebespaaren gehört auch, das Wissen zu nutzen, das uns aus der Paar- und Familienforschung sowie aus der Entwicklungspsychologie zur Verfügung steht.

 

In meiner paartherapeutischen Praxis in Darmstadt genauso wie in der Online-Paarberatung, betrachte ich Elternschaft und Partnerschaft ganzheitlich – sie sind miteinander verwoben. So kann es die Liebesbeziehung stärken, wenn Eltern sich als „gutes Team“ im Familienalltag erleben. Auch wirkt sich die Stimmung der Eltern untereinander auf die Kinder aus. Kinder kriegen mit, ob Eltern gerne und auch immer wieder mit Begeisterung Zeit miteinander verbringen – oder nicht. Umgedreht kann es die Partnerschaft belasten, wenn Elternpaare wegen der Kinder dauerhaft uneins sind, häufig streiten und sich für ihre Eigenheiten (ihre Missgeschicke und Macken) abwerten.

 

Für mich stehen die Ansichten beider Elternteile gleichwertig nebeneinander. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch seine guten Gründe für das hat, was er fühlt, sagt und tut – auch im Umgang mit den Kindern. Gleichzeitig gibt es einige Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, hier insbesondere der Bindungsforschung, die wir meines Erachtens berücksichtigen sollten, wenn wir Kinder kindgerecht und würdevoll durch ihre Kindheit begleiten wollen. Diese beleuchte ich in meiner Arbeit mit Elternpaaren immer wieder. Sie können eine Richtung andeuten, in die Eltern miteinander gehen könnten.

 

Dabei geht es manchmal darum, zunächst einmal Verständnis zu entwickeln – füreinander als Eltern und für die Kinder.

 

Der größte Fundus an Fachwissen hilft im Familienalltag meist nicht allzu viel, wenn er in komplexen Fachbegriffen verpackt und in theoretisch orientierten Fachbüchern versteckt ist.

Vielmehr braucht es alltagsnahe Beispiele, Figuren mit denen sich Eltern und Kinder identifizieren können und Geschichten, die einen neuen Zugang zu Herausforderungen anbieten. Dafür eigenen sich Kinderbücher auf wunderbare Weise. Mein Anliegen als Fachautorin ist es, Fachinhalte aus der Psychologie und der Paar- und Familientherapie in einer Weise zu übersetzen, in der sie für Familien nutzbar sind.

 

Etwas, das wir Erwachsene immer wieder vergessen, ist, dass es nicht schwarz und schwer sein muss, sich einer großen Herausforderung zu stellen. Hier spielen unter anderem unsere Überzeugungen eine Rolle, welche Reaktionen auf ein bestimmtes Ereignis angemessen sind – und welche nicht.

Welche Reaktionen erwarten wir beispielsweise von uns und anderen Menschen, wenn uns ein Lieblingsmensch verlässt? „Müssen“ Abschiede ausschließlich traurig sein oder dürfen auch Lebendigkeit, Erleichterung und die Freude über die Verbundenheit einen Platz haben? Und welche Reaktionen erwarten wir, wenn uns ein „Fehler“ passiert? „Müssen“ wir uns darüber ärgern oder dürfen wir uns mit Leichtigkeit und Kreativität an einen zweiten Versuch heranwagen und uns über ein unerwartetes Ergebnis freuen? Es ist eine Vielzahl an existenziellen Themen, die uns alle betrifft und auch für das Leben als Paar und als Familie eine Rolle spielt.

 

Immer wieder zu hinterfragen, neugierig zu bleiben und dorthin zu schauen, wo die Begeisterung auf uns wartet: Es darf begeistern, sich einem „schwierigen Thema“ zu nähern, es darf magisch und zauberhaft oder verrückt und wild zugehen. Wir dürfen als Familie in dunkle Räuberhöhlen krabbeln und dort verschnaufen, wenn uns alles zu viel wird. Wir dürfen über leuchtende Zauberkugeln voller wertvoller Erfahrungen sprechen, wenn wir einen Menschen vermissen. Wir dürfen Erdbeermarmelade aus Cocktailgläsern schlürfen und ein Fest feiern, weil wir als Menschen Fehler machen.

 

Und am Ende ist das alles vielleicht gar nichts Neues. Vielmehr sind es die „Dinge“, die wir irgendwann mal konnten und an die wir uns von unseren Kinder erinnern lassen dürfen, weil wir sie vor lauter Alltag und Aufgaben einfach vergessen haben.

 


Aktuell erschienen: "Ela, Elmo und die Zaubermomente" kann über den Mabuse-Verlag bestellt werden oder überall, wo es Bücher gibt.

Ela, Elmo und die Zaubermomente

Ein Kinderfachbuch über Bindung

Julia Schneider / Marlene Monzel

 

Ela hat einen Freund, der ihr dabei hilft, jeden Tag Zaubermomente zu sammeln: Elmo. Elmo ist ihr Bindungsbedürfnis und sorgt dafür, dass Ela nicht zu lange allein ist. Doch manchmal haben die Menschen, die Ela lieb hat, keine Zeit für sie, verhalten sich unfair – oder gehen sogar weg. Elmo wird dann sauer oder traurig. Für Ela ist es manchmal ganz schön schwer, mit Elmos großen Emotionen zurechtzukommen …
Ela und Elmo zeigen, dass das Zusammenleben mit anderen Menschen zauberhaft-schön sein kann. Doch auch, dass große Gefühle dazugehören, die wehtun können. An die Geschichte schließt ein Mitmach-Teil für Kinder an. Ein Fachteil für Erwachsene vermittelt außerdem Hintergrundwissen und gibt Anregungen, wie die Großen unterstützen können, wenn Kinder von Lieblingsmenschen verletzt oder verlassen wurden. Ein Buch über Bindung für alle kleinen und großen Leute, die manchmal jemanden vermissen. Für Kinder ab 4 Jahren.


Dies ist das Blog des Halthafens.

 

Meine Texte ergeben sich aus der Beschäftigung mit psychologischer und systemischer Literatur und Forschung, meinen Erfahrungen in der Paartherapie mit Eltern in meiner Praxis in Darmstadt und der Paarberatung und Paartherapie online sowie aus meinem Leben als Mama von zwei Kindern. Aus meiner Arbeit heraus entwickele ich außerdem psychologische Kinderbücher. Wenn du über neue Texte informiert werden magst, folge mir gerne auf Instagram oder trage dich gern für meinen Newsletter ein.